Brauchen wir noch Architekten? – Rationalisiert Scrum die Experten weg?

Architektur

  • 20.04.2015
  • ab 18:30 Uhr
  • bis 22:00 Uhr
  • kostenfrei
  • Literaturhaus München
  • Salvatorplatz 1
  • 80333 München
Abstract

Der Vortrag thematisiert am Beispiel des Architekten die Zukunft von Expertenrollen in agilen Projekten und setzt sich mit der Frage auseinander, ob diese durch agile Konzepte wegfallen werden.
In Antwort auf die „Softwarekrise“ hat sich seit den 1970er Jahren unter dem Label des „Software-Engineering“ ein bürokratisches Prozessmodell herausgebildet. Dieses prägte einen bestimmten Expertenmodus aus, der in der Logik der Trennung von Planung und Ausführung konzeptionelle und vermeintlich operative Funktionen der Softwareentwicklung in unterschiedliche Rollen abbildete. Der Software-Architekt kann als Protagonist dieses Rollenkonzepts gelten. In großen Unternehmen ist diese Rolle mit Karrierepfaden hinterlegt, die im Architekten eine Aufstiegsposition für den Software-Entwickler sehen und ihn von den einfachen Entwicklern differenzieren.
In agilen Konzepten steckt gegenläufig zum bürokratischen Prozessmodell der Anspruch, planende und ausführende Funktionen in ein ganzheitliches Verständnis zu integrieren, und an die Stelle der Expertise des Einzelnen die Intelligenz des Kollektivs zu stellen. Mit anderen Worten, Scrum und Co. beinhalten einen konzeptionellen Frontalangriff auf den bürokratischen Expertenmodus und die historisch gewachsenen Expertenrollen.
Das löst für viele Beschäftigte in der Softwareentwicklung Bedenken aus, ihren Status zu verlieren und ersetzbar zu werden. Anders als im agilen Konzept angelegt, beinhaltet das Versprechen auf Empowerment des Teams für sie keine positive Zukunftsaussicht, sondern schürt Ängste. In der Folge sind in vielen Change-Projekten Widerstände zu beobachten, die auf „kulturelle“ Ursachen schließen lassen. Betrachtet man die Lernkurven agiler Projekte im Change-Prozess, so scheiden sich gerade mit Blick auf den Umgang mit dem Expertenmodus die Geister. Nach einer Phase des „mechanical scrum“ (Ken Swaber) fallen sie wieder zurück in ein Stadium des „Potenmkin’schen Scrum“ (Boes/Kämpf), stellen nach außen ein paar agile Pappwände auf und zementieren ansonsten die alten Rollenkonzepte. Die Zukunft des agilen Konzepts wird in der Praxis daher wesentlich davon bestimmt sein, ob es eine glaubwürdige konzeptionelle Antwort auf die Zukunft des Experten in agilen Projekten geben kann.
Anhand ausgewählter Beispiele aus unserer Forschungs- und Beratungspraxis werden konzeptionelle Lösungen zum Umgang mit den Experten in agilen Projekten vorgestellt.

 

Im Anschluss an den Vortrag wird es eine Podiumsdiskussion mit Oliver Fischer (Fiducia IT AG), Prof. Alexander Pretschner (TUM) und Andi Scharfstein (andrena objects ag) geben.

Referenteninformation
PD Dr. Andreas Boes

Prof. Dr. Andreas Boes ist einer der Pioniere der deutschen Digitalisierungsforschung. Er befasst sich seit mehr als dreißig Jahren mit der Informatisierung der Gesellschaft und der Zukunft der Arbeit. Mit seinem Team am ISF München forscht er aktuell zu den Herausforderungen des Übergangs zur Informationsökonomie und den Erfolgsbedingungen einer humanen Gestaltung dieser Entwicklung. Andreas Boes ist im Vorstand des ISF München und Direktor des neu gegründeten Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (BIDT).

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